Thomas Friese: Baugeschichte und Besiedelung in Oldenburg, Niedersachsen
Das Schloss zu Oldenburg, Niedersachsen – Baugeschichte hautnah erleben – von Thomas Friese, Oldenburg, Projektentwickler und Bauexperte
Die Besiedlungsgeschichte von Oldenburg in Niedersachsen ist ein Glücksfall. Früh ergab sich die ideale Siedlungsgelegenheit für Oldenburg, durch die Möglichkeit den Fluss Hunte gefahrlos zu durchqueren und dank der leichten Erhöhung inmitten von feuchten Mooren. Oldenburg erhob sich im Laufe von Jahrhunderten zu einer Großstadt, deren Lebensqualität sprichwörtlich ist. Teil der Geschichte sind die Bauwerke der Stadt. Unter diesen sticht besonders das Schloss zu Oldenburg als ein eindrucksvolles Profanbauwerk hervor.
Baugeschichte seit fast Eintausend Jahren – das Schloss zu Oldenburg
Seit 1921 in öffentlicher Hand, ist das Schloss zu Oldenburg heute Museum und Touristenmagnet zugleich. Das Schloss zu Oldenburg, geschichtlich höchst interessant, spiegelt die Lebens- und Herrschaftsverhältnisse vergangener Jahrhunderte wieder. Alleine die Lebensgeschichte des letzten Bewohners des Schlosses Friedrich August von Oldenburg, verheiratet mit der schönen Elisabeth Anna von Preußen, verwitwet und dann betrogen von seiner zweiten Frau, Erfinder einer Schiffsschraube und Wurstfabrikant, vertrieben aus dem Schloss 1918, lässt die Fantasie schweifen. Eine schillernde Figur, dieser Friedrich August: Soldat, Unternehmer, Familienvater und typische Figur des Wilhelminismus, verloren in einer neuen Welt im Anschluss des Ersten Weltkrieges.
Burganlage seit 1100 – Schlossbau nach 1607
Die eigentliche Baugeschichte des Gebäudes beginnt 1607, wobei in den vorherigen 500 Jahren auf dem Gelände eine Niederungsburg stand. Der Fluss Hunte war in der Nähe. Niederungsburg deshalb, weil das Gebäude im Flachland stand. Im Laufe der Jahre wurde das Gebäude immer weiter vergrößert und umgebaut, so dass ein wenig repräsentativer Komplex entstand. Die Gründung war problematisch in dem feuchten Untergrund. Burgen als Wohnstätten der feudalen Herrscher der Zeit gab es in Europa vermutlich in einer Zahl von 25.000 bis 30.000. Diese unvorstellbar große Zahl entstand mit der Nutzung als Wirtschaftshof und Schutzhof der Landesherren. Erst durch die Erfindung der Schusswaffen und den Verfall des Rittertums im 15. Jahrhundert verloren Burgen ihre Bedeutung. Nach 1500 wurden keine Burgen mehr gebaut, sondern bestehende Anlagen häufig in Schlösser umgewandelt.
Anton Günther von Oldenburg und Delmenhorst galt als geschickter Diplomat und herausragender Herrscher (geboren 1583, gestorben 1667), der bereits drei Jahre nach Amtsantritt den Neubau des Schlosses begann. Von größerer Bedeutung für die Bevölkerung waren seine Maßnahmen, die außerhalb der Stadtmauern in Wirkung traten: Eindeichungen, Vergrößerungen des Herrschaftsgebietes und ein erfolgreiches Agieren im Dreißigjährigen Krieg.
Schloss als Renaissancebau – Zeitgeist der Welt in Oldenburg
Die göttliche Harmonie der Welt und die Entdeckung der Welt und des Menschen waren Vorbild für den neuen Bau. Die Entwicklung von der Romantik zur Renaissance in Italien wurde von der Gotik berührt, aber nicht ergriffen. Die Epoche der Gotik überspringt der Neubau mühelos. Das Vorbild sind Stadtpaläste aus Italien. Ein Ausdruck des starken Selbstbewusstseins des städtischen Adels war das Stadtpalai. Funktionalität, Harmonie und Schönheit in vorgegebenen Regeln. Inspiration war zu dieser Zeit Italien. Die kulturellen Traditionen aus dem Altertum tauchten auf. Grundlagen der Bildung stützen sich jetzt auf Kenntnisse des Lateinischen und Griechischen. Die “Renaissance” (Wiedergeburt) vollzog aber weniger in der genauen Nachahmung des antiken Baus als im Denken und der Weltsicht. Der Mensch und seine geistigen Kräfte standen im Mittelpunkt. Dementsprechend wurde das Wohnen wieder zu einem Architekturthema. Die selbstbewusste Oberschicht verlangte – Anton Günther von Oldenburg und Delmenhorst – nach einem repräsentativen Wohnsitz, mit Hilfe dessen er sich selber darstellen konnte. Erstmals beginnt der Profanbau, eine über die reine Nützlichkeit hinausgehende Aussagekraft zu erhalten. Die Gotik hatte den Sakralbau gehuldigt, die technischen Möglichkeiten genutzt und den Weg des Menschen zu Gott geprägt. Dieses neue Zeitalter ermöglichte den Profanbau des geschätzten Oldenburger Schlosses. Der monumentale Profanbau Palazzo hatte ein Vorbild. Palazzo war abgeleitet von Palatium (jenes Hügels Roms auf dem der Kaiser Augustus und seine Nachfolger wohnten). Zugleich war es ein Festungshof. Ursprünglich wirkte ein Palazzo geschlossen und wehrhaft, roh und abweisend. Unten kleine Rechteckfenster und erst oben größere geschwungene Fenster waren typisch. Hinzu kommt die Trennung zwischen außen und innen durch einen Innenhof, der durch die vier Flügel des Gebäudes abgeschirmt werden. Jener Andrea Spezza, dessen Handschrift heute noch am Oldenburger Schloss erkennbar ist, wurde nach seiner als Baumeister des Schlosses in den Diensten Wallensteins weltberühmt. In Italien ausgebildet, brachte Spezza seinem italienischen Flair nach Norddeutschland. So bildet das Schloss in Oldenburg auch ein Beispiel für die kräftigen Verspieltheiten des aufkommenden Barocks als weitere Epoche der Baugeschichte der Menschheit. Rokoko Elemente kamen an der Fassade hinzu. An und Umbauten bestimmten die Entwicklung bis zum Übergang in die staatliche Verantwortung 1921. Seit 1923 dient das Schloss denjenigen, die es einstmals bezahlt und auch unterhalten hatten: den Bürgern Oldenburgs und ihren Gästen als Museum und Anziehungspunkt. Dieser Funktion wohnt die architektonische Berühmtheit schon seit fast einhundert Jahren bei.
Fazit: Sichtbare Baugeschichte – das Oldenburger Schloss – Seit 1923 dient das Schloss denjenigen, die es einst bezahlt und unterhalten haben.
Das Oldenburger Schloss steht seit Beginn im Zentrum des Interesses und gilt als Schmuckstück der Stadt, die erlebt wird. Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte bewahrt Baupläne des Schlosses und seiner Umgebungsbebauung im Archiv. Fast tausend Jahre entfaltete und entfaltet sich dieser Ort an dem Fluß Hunte inmitten von Oldenburg. Schließlich gab diese ehemalige Burg der Stadt Oldenburg seinen Namen, die Baugeschichte ist sichtbar: von den Anfängen als Wirtschaftshof zum Schloss als Repräsentationsbau eines Herrschers hin zu einem Gemeinschaftsgut.
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Thomas Friese
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Der Immobilienexperte und Projektentwickler Thomas Friese, Berlin/ Oldenburg (Niedersachsen) ist einer Ausbildung im steuerlichen Bereich seit Mitte der siebziger Jahre im Bereich Immobilienentwicklung und Vermarktung tätig.
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