Kritisch betrachtet: Ressourcenverbrauch durch den Bausektor

Abfallvermeidung: Sinnvolle Wertschätzung der Rohstoffe – Baustoffe und Bodenaushub, Ressourcenverbrauch im Bausektor – im Gespräch mit Thomas Friese aus Oldenburg und Berlin, Immobilienentwickler.

Werden nun alle neuen Einfamilienhäuser verboten und die Preise der bestehenden steigen in das unermessliche? Wer die aktuelle Diskussion in Deutschland verfolgt könnte das meinen: ein Grüner aus Hamburg soll gefordert haben, Einfamilienhäuser zu verbieten wird gemunkelt. Stimmt das und bringt das etwas für den blauen Planeten?

Fakten – Fakten – Fakten

Mehr als die Hälfte aller Abfälle in Deutschland entstehen durch Bau- und Abbruchabfälle. Im Jahre 2017 entfielen allein 220,3 Millionen Tonnen auf diesen Abfallstrom. In Deutschland betrug der Abfall in der Summe bei 412,2 Millionen Tonnen. Auch benötigt der Bausektor die meisten Ressourcen im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen. Das heisst die Hälfte des Mülls in Deutschland entsteht durch Baumaßnahmen.

Gegensteuern möglich – ja und nein!

Wohnen stellt ein menschliches Urbedürfnis dar – also in Deutschland ist schon viel gebaut worden. Immobilienentwickler Thomas Friese hierzu: “Diese Substanz stellt eine Art Rohstofflager dar, welches Potenzial für eine sinnvolle Weiternutzung bietet. Dieses Prinzip wird Urban Mining genannt und setzt darauf, dass diese künstlichen Materiallager zur Wiedergewinnung von Rohstoffen wie Eisen, Holz und Beton genutzt werden. Dadurch können Ressourcen geschont werden und möglichst effizient verwendet werden. Unabhängig davon, ob das gesamte Material verwertet wird oder nur einzelne Bauteile. Zudem wird in diesem Zusammenhang eine längere Nutzungsdauer der Bauwerke eingeplant, was durch eine vorausschauende Architektur erreicht wird. Hier muss auch der Rückbau eingeplant werden, wobei insbesondere bei alten Gebäuden, in denen Schadstoffe verbaut wurden, eine größere Herausforderung besteht. Dieses gilt zu berücksichtigen und bei neuen Bauvorhaben zu vermeiden für ein sinnvolles Urban Mining.”

Diese vorausschauende Planung wird auch “Design for Destruction” genannt. “Zudem ist es sinnvoll zu jedem Bauwerk eine Übersicht über die verbauten Materialien zu erstellen. Dies erleichtert es den nachfolgenden Generationen die Bauwerke zu recyceln”, ergänzt Immobilienexperte Thomas Friese.

Urban Mining – ein Trend im Bereich Bauen

Bereits jetzt gibt es ein Deutschland einige Projekte zum Thema Urban Mining. Die Bauteilbörse Bremen bietet bereits seit 2002 Bauteile zur erneuten Nutzung hat. Diese können von Ab- und Umbauten stammen, wobei auch Privatpersonen diese erhalten können. “Hierbei ist das Ziel die vorhandenen Ressourcen sparsam zu verwenden und gleichzeitiger Effekt wäre die Kosten für eine Abfallentsorgung zu verringern beziehungsweise zu entgehen”, erklärt Thomas Friese.

Die oben bereits erwähnte Idee des Material-Inventars wird bei Bauten des Bundes bereits eingesetzt. Dies wird in Form eines Gebäudepasses umgesetzt, in dem alle Details zu Rohstoffen, Optionen und Vorgaben für die Rückgewinnung und für die Abfallvermeidung gelistet ist. “Zudem sind auch für mögliche Anpassungen und Empfehlungen für Umbauten hierbei zu vermerken, wodurch eine längere Nutzung der Bauwerke möglich wird”, erläutert der erfahrene Immobilienexperte Thomas Friese. Diese Gebäudepässe werden für privatwirtschaftliche Bauten ebenfalls empfohlen.

Konkretes Vorgehen in Deutschland zur Umgehung von Bau- und Abbruchabfällen

Bisher beschäftigte sich die Kreislaufwirtschaft in Deutschland vorrangig mit der Verwertung von hochwertigen Bau- und Abbruchabfällen. Um dies im Sinne des Urban Mining weiter zu bearbeiten, sollen Recyclingbaustoffe nun Güteklassen erhalten. “Vorreiter ist die Landesregierung Rheinland-Pfalz, die durch die kreativen Kritikpunkte und Auswertungen beschlossen hat, dass bei Ausschreibungen gütegesicherte Recycling-Baustoffe mit einbezogen werden”, erläutert Thomas Friese den Wandel zur Kreislaufwirtschaft. Außerdem gibt es zahlreiche Forschungsprojekte, die kritisch die Optionen für den Gebäudepass für Wohnungsbauten oder auch wiederverwendbare Betonteile erforschen und analysieren.

Handlungsempfehlungen für die unterschiedlichen Akteure

Bund und Länder sollen die Wiederverwendung von bereits vorhanden Bauwerken erleichtern und fördern. Dies ist u.a. möglich durch Baustoff- und Bauteilebörsen. Zudem hat der Bund die Aufgabe, dass er Bauweisen mit einer geringen Abfall-Last unterstützten soll. Thomas Friese hierzu: “Es bietet sich an, dass der Bund einheitliche Vorgaben für wiederhergestellte Rohstoffe erlässt, damit diese sogenannten Sekundärbaustoffe eine verlässliche Qualität haben und damit zuverlässig in Neubauten eingesetzt werden können. Des Weiteren soll der Bund vor dem Abtragen von Bauwerken eine umfangreiche Schadstoffanalyse betreiben, um mögliche Gefahren zu erkennen und zu beseitigen.

Insbesondere die Länder und die Kommunen sollen bei Ausschreibungen auf möglichst viele Bauelemente aus der Kreislaufwirtschaft nutzen und die längere Nutzung von Gebäuden durch Modernisierung muss angestrebt werden.

Eva Steinmetz - Studentin & BloggerDie Verbraucher werden dazu angehalten, dass sie einerseits, beim Hausbau die Ressourcen im Sinne des Urban Minings und der Kreislaufwirtschaft berücksichtigen und andererseits, bei der Zuständigen Baubehörde das Materialinventar ihres Gebäudes erfragen.

Die Akteure der Privatwirtschaft sollen vorzugsweise recycelte Stoffe nutzen und den Einsatz der Baustoffe dokumentieren, um eine vollständige Materialliste zu erstellen. Zudem bietet sich das freiwillige Anfertigen eines Gebäudepasses an. Dadurch wird ein Rückbau in der Zukunft erleichtert. In der Umsetzung der Handlungsempfehlungen sieht Immobilienexperte Thomas Friese einen wichtigen Schritt für den Umbau der Wirtschaft zur Kreislaufwirtschaft und damit dem Nachhaltigkeitswunsch für jetzige und zukünftige Generationen ein Stück entgegen zu kommen.

Fazit: Jeder ist aufgefordert, jeder kann handeln, jeder trägt zum Umbau der Kreislaufwirtschaft bei! Was kann ich tun?

Weitere Informationen: Wie kann Abfall vermieden werden? Weitere Informationen und Infomaterial hält das Abfallvermeidungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland bereit, sowie die Website und die Sozialen Medien des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Auf Europaebene finden einmal im Jahr die Europäische Woche der Abfallvermeidung (EWAV) statt. Abfallvermeidung fängt im Kleinen an – wir sind die Gestalter.

V.i.S.d.P.:

Eva Steinmetz
Studentin & Bloggerin

Über die Autorin:

Eva Steinmetz studiert zurzeit Angewandte Psychologie (B. Sc.) an der Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft. Ihre Interessen beziehen sich auf Sportpsychologie im Zusammenhang mit Kampfsport. Darüber hinaus verfügt Sie über ein gutes Verständnis von wirtschaftlichen Themen, da sie bereits Erfahrungen in FinTechs sammeln durfte. Diese waren in den Bereichen Versicherungen und Finanzdienstleistungen tätig, wodurch Eva Steinmetz einen realistischen Einblick in diese Branchen erhalten hat.

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Über Thomas Friese: 
Der Immobilienexperte und Projektentwickler Thomas Friese, Berlin/ Oldenburg (Niedersachsen) ist einer Ausbildung im steuerlichen Bereich seit Mitte der siebziger Jahre im Bereich Immobilienentwicklung und Vermarktung tätig.

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