Herausforderungen der Pandemie für das Gesundheitssystem
Corona Krise – ist das Gesundheitssystem vorbereitet? “Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts – Arthur Schopenhauer” – von Moritz Roland Bausch, Freiwilliges Soziales Jahr im Gesundheitswesen aus Berlin
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat kein Ereignis die Bundesrepublik Deutschland und seine Bürger so sehr beeinträchtigt und herausgefordert wie die Corona-Pandemie. Weltweit sind derzeit etwa 6,3 Millionen Menschen registriert, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, über 380 000 Menschen sind daran gestorben. Die Dunkelziffern dürften weit darüber liegen. Das Welternährungsprogramm fürchtet, dass die Zahl hungernder Menschen infolge der Corona-Krise bis Ende 2020 um 130 Millionen zunehmen könnte. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass sich die ökonomischen Einbußen in den Jahren 2020 und 2021 weltweit auf etwa 9 Billionen Dollar belaufen werden. Nach aktuellen Schätzungen wird Deutschland sein Wachstum von Ende 2019 erst Anfang 2022 wieder erreichen
Als Konsequenz aus den Erfahrungen der letzten Monate fordert die Ärzteschaft in Deutschland eine schnelle Verbesserung der Krisenmechanismen und Vorkehrungen für einen möglichen neuen Anstieg der Corona-Infektionen. Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, hält in diesem Zusammenhang eine engere europäische Vernetzung und Abstimmung für notwendig. Das gelte für Meldestrukturen, technische Plattformen von Corona-Apps, Vorräte an Schutzausrüstung sowie das Entwickeln von Medikamenten und Impfstoffen ist angezeigt.
Wie reagiert die Praxis auf die Herausforderungen?
In der anhaltenden Pandemie-Situation sind Entscheidungen getroffen worden, die Umsetzung von „Lessons Learned“ sind: Das betrifft unter anderem die Beschaffung von Persönlicher Schutzausstattung und den Aufbau einer nationalen Reserve, die Bereitstellung von Geldern für die verbesserte IT-Ausstattung in der stationären Versorgung sowie erhebliche Investitionen in den Öffentlichen Gesundheitsdienst. Jedes Land, jedes Krankenhaus, jeder Arzt startet allerdings von unterschiedlichen Positionen. Gesundheitssysteme wie das in England sind anfälliger für Herausforderungen als zum Beispiel das deutsche System.
Praktische Probleme und Herausforderungen
Die Einführung von Videosprechstunden stellt die Ärzteschaft und auch die Patienten vor technische und organisatorische Fragen. Zugleich hat sich herausgestellt, dass ein breites Wissen allseits zur Verfügung gestellt werden muss. Mit evidenzbasierten Informationen können die Qualität der medizinischen Versorgung weiter verbessert und die zur Verfügung stehenden Ressourcen effizienter genutzt werden. Insofern misst die Bundesregierung dem Zugang zu evidenzbasierten Informationen für die Akteure des deutschen Gesundheitswesens eine hohe Bedeutung bei. Weiterbildung und klare Kostenübernahme sind erforderlich. Die internationale Zusammenarbeit muss gefördert werden.
Nebeneffekte der Pandemie – Ängste und verschobene Operationen
Für den stationären Bereich ist festzustellen, dass der Bundesregierung keine Erkenntnisse zu genauen Zahlen zu ausgefallenen Operationen vorliegen. Eine Ursache dafür ist, dass auch planbare Operationen nur mit einem relativ kurzen Vorlauf angesetzt werden. Ein leichter Rückgang bei Operationen lässt sich statistisch erkennen: Von Januar bis Mai 2020 zeigten sich im somatischen Bereich Leistungsrückgänge bei stationären Fällen von etwa 15 Prozent. Der Rückgang bei Notfällen lag bei etwa 11 Prozent, Einweisungen gingen um etwa 20 Prozent zurück. Im betrachteten Zeitraum gab es damit erstmals mehr Notfälle als Einweisungen. Der Rückgang fiel bei dringenden Indikationen wesentlich geringer aus als bei weniger dringlichen Indikationen. Das Inanspruchnahmeverhalten der Patientinnen und Patienten hat demnach eine größere Rolle gespielt als die Absage von Behandlungen durch Krankenhäuser (Quelle: Statistisches Bundesamt). Eine nachgelagerte Auswertung dieser noch nicht abschließend zu bewertenden Entwicklung wird die Basis für die Entscheidung legen, ob und in welchem Umfang Maßnahmen einzuleiten sind. Eine ausbleibende Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen aufgrund von Ängsten vor einer möglichen Ansteckung ist grundsätzlich nachvollziehbar, sollte jedoch vermieden werden. Leider ist das in der Praxis nicht immer gelungen.
V.i.S.d.P.:
Moritz Roland Bausch
Praktikant im Gesundheitswesen / Blogger
Über den Autor:
Moritz Bausch, Absolvent des englischen Internats Rossall School in Fleetwood, Großbritannien mit dem International Baccalaureate Diploma (IB). Befindet sich im Freiwilligen Sozialen Jahr im Gesundheitswesen und der Berufswunsch hat sich durch dieses Praktikum gefestigt. Besonderes Interesse liegt im Wandel des Gesundheitswesens durch Technologie, Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz zur Gesundheit von A-Z.
Englische Zusammenfassung:
Challenges of the pandemic for the health system
Corona crisis – is the healthcare system prepared? „Health is not everything, but without health everything is nothing – Arthur Schopenhauer“ – by Moritz Roland Bausch, Voluntary Social Year in the Health Care System from Berlin
Since the end of the Second World War, no event has affected and challenged the Federal Republic of Germany and its citizens as much as the Corona Pandemic. Worldwide, there are currently about 6.3 million people registered as infected with the corona virus, and more than 380,000 people have died of it. The estimated number of unreported cases is probably far higher. The World Food Programme fears that the number of starving people could increase by 130 million by the end of 2020 as a result of the corona crisis. The International Monetary Fund estimates that the economic losses in the years 2020 and 2021 will amount to about 9 trillion dollars worldwide. According to current estimates, Germany will not return to its growth of late 2019 until early 2022
As a consequence of the experiences of the past months, the medical profession in Germany is calling for a rapid improvement of crisis mechanisms and precautions for a possible new increase in corona infections. In this context, Dr. Klaus Reinhardt, President of the German Medical Association, considers closer European networking and coordination to be necessary. This applies to reporting structures, technical platforms for corona apps, stocks of protective equipment and the development of drugs and vaccines.
How is the practice reacting to the challenges?
In the ongoing pandemic situation, decisions have been made that are the implementation of „lessons learned“: These include the procurement of personal protective equipment and the establishment of a national reserve, the provision of funds for improved IT equipment in inpatient care, and substantial investments in the public health service. However, every country, every hospital, every doctor starts from different positions. Health care systems like the one in England are more susceptible to challenges than, for example, the German system.
Practical problems and challenges
The introduction of video consultation hours confronts the medical profession and also patients with technical and organizational questions. At the same time, it has become clear that a broad knowledge base must be made available to everyone. With evidence-based information, the quality of medical care can be further improved and the available resources used more efficiently. To this extent, the German government attaches great importance to access to evidence-based information for the players in the German health care system. Further training and clear cost coverage are necessary. International cooperation must be promoted.
Side effects of the pandemic – fears and postponed operations
For the inpatient sector, it must be noted that the federal government has no information on exact numbers of cancelled operations. One reason for this is that even plannable operations are only scheduled with a relatively short lead time. A slight decrease with operations can be recognized statistically: From January to May 2020, the somatic sector showed a decline in inpatient cases of about 15 percent. The decline in emergencies was about 11 percent, while admissions fell by about 20 percent. For the first time, there were more emergencies than admissions during the period under review. The decline was much smaller for urgent indications than for less urgent indications. The utilization behavior of patients therefore played a greater role than the cancellation of treatment by hospitals (source: Federal Statistical Office). A subsequent evaluation of this development, which cannot yet be conclusively assessed, will provide the basis for deciding whether and to what extent measures need to be initiated. Failure to use medical services due to fears of possible infection is understandable in principle, but should be avoided. Unfortunately, this has not always been successful in practice.
V.i.S.d.P:
Moritz Roland Bausch
Internship in the healthcare sector / Blogger
About the author:
Moritz Bausch, graduate of the Rossall School in Fleetwood, Great Britain with the International Baccalaureate Diploma (IB). Is in the Freiwilliges social year in the health service and the occupation desire strengthened by this practical course. Special interest is in the transformation of healthcare through technology, digitalization and artificial intelligence to health from A-Z.
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